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Der Vogel des Jahres

  • akhaag
  • 7. Apr. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

In den letzten Wochen haben sich in den Medien die schlechten Nachrichten immer wieder gehäuft. Aber zwischendrin, da gab es zum Glück doch auch ein paar Gute. Dass das Rotkehlchen der Vogel des Jahres 2021 geworden ist, war für mich definitiv eine davon.​​​

 

Ich musste lächeln, denn ich hatte sofort wieder diesen einen, schönen Rotkehlchen-Moment im Kopf. Er ist schon eine Weile her, aber für mich ist er immer noch total präsent. Fast so, als wäre es erst gestern gewesen. Ich hatte mich bei einem meiner Morgenspaziergänge auf meine Lieblingsbank gesetzt und einfach nur ein bisschen vor mich hin geguckt. Der Wind war so angenehm warm und ruhig und ich bin ganz in meinen Gedanken versunken. Deshalb habe ich erst nur ganz am Rande wahrgenommen, dass sich neben mir etwas bewegt hat. Was war das denn? Erst als ich mich ein Stückchen zur Seite gedreht habe, saß ich es auf einmal: Ein kleines Rotkehlchen hatte sich direkt neben mich auf die Bank gesetzt, vielleicht ein paar Zentimeter entfernt.

 

Rotkehlchen sind mir auf meinen Spaziergängen schon oft begegnet und ich wusste, dass sie immer sehr zutraulich sind. Sie sind häufig vor mir auf dem Weg sitzengeblieben und haben für mich gesungen. Aber so nah ist mir bis zu dem Tag noch keins gekommen. Deshalb habe ich direkt gespürt, dass das ein seltener Moment ist, den ich so wahrscheinlich nicht oft erleben werde.Ich habe mich kaum getraut, mich zu bewegen oder überhaupt zu atmen, denn das war ein ganz intimer Moment zwischen uns beiden. Wir haben uns ganz lange angeschaut, fast so, als würden wir uns gerade kennenlernen. Und da hat das Rotkehlchen nach einer Weile auf einmal ein Samenkorn ausgespuckt und vor mich gelegt. Fast so, als wollte es mein Gefühl damit bestätigen und sagen: Ich vertraue dir.

 

Erst war ich etwas perplex, weil ich gar nicht glauben konnte, was da gerade passiert ist. Und weil ich nichtso richtig wusste, wie ich mich verhalten soll. Nehme ich den Samen jetzt mit, oder ist das komisch? Aber liegen lassen kann ich ihn doch auch nicht?Nein auf keinen Fall. Ich muss ihn mitnehmen und eingraben. Es war ja schließlich ein bisschen so, als wollte mir das Rotkehlchen ein Geschenk machen und mir etwas mitgeben. Aber was genau will es damit sagen? Und als hätte es all das mithören können, hat sich das Rotkehlchen genau dann auf den Weg gemacht und mich mit meinen Gedanken alleine gelassen.

 

Da saß ich also noch immer auf meiner Bank, schon wieder in Gedanken versunken. Doch etwas in mir hatte sich verändert. Ich weiß noch ganz genau, wie verbunden und leicht ich mich nach diesem kleinen Besuch gefühlt habe. So als könnte ich wirklich alles schaffen, was ich will. Ich war ganz bei mir. Und auf einmal wusste ich, was das Rotkehlchen mir damit sagen wollte: Es hat mich an meine eigene Kraft erinnert. Und daran, dass ich alles was ich brauche, schon immer in mir trage. Ich habe den Samen längst bei mir. Ich muss ihn nur noch einpflanzen.

 

 
 
 

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